Die intrauterine Lebenszeit
Das Wunder des Werdens
Nach der Verschmelzung wandert der neue Organismus in die Gebärmutter und beginnt dort Plazenta, Eihäute und Embryo zu bilden. Je nach Lage werden die einzelnen Zellen zu Trophoblasten- (Plazenta)zellen oder Embryoblastenzellen. Die innerste Eihaut der Fruchtblase, das Amnion, bildet das Fruchtwasser. Diese Amnionflüssigkeit gehört ebenso wie das Amnion zum Gewebe der Leibesfrucht. Auf diese Weise ist das Kind in sich selbst getragen.
Der menschliche Körper, so wie wir ihn in der extrauterinen Zeit kennen, wird im Embryo angelegt und gestaltet sich in einem kontinuierlichen Antworten der Zellen auf Informationen und Impulse aus ihrer jeweiligen Umgebung. Diese wird für jede Zelle durch ihre Zellnachbarschaft gestaltet, und durch die sie umgebende interstitielle Flüssigkeit. Diese ist voller Informationen aus dem Embryo, der Plazenta, dem Körper der Mutter und ihrer Umgebung.
Die Auswirkungen von vorgeburtlichen Lebensbedingungen auf die spätere Gesundheit sind in der Fetal Origins of Adult Disease (FOAD) bzw. Developmental Origins of Health and Disease (DOHaD) Hypothese formuliert und durch eine Fülle epidemiologischer und klinischer Untersuchungen bestätigt. Auch bekannt unter „fetal programming“ sind neben den Auswirkungen von Umweltchemikalien und Schadstoffen, die Auswirkungen von mütterlicher Ernährung, endokrinem Status und Stress beschrieben worden durch erhöhte Risiken von Frühgeburt und niedrigem Geburtsgewicht sowie spätere Erkrankungen, wie kardiovaskuläre, metabolische und atopische Erkrankungen und das kindliche Krebsrisiko. Die psychische Gesundheit betreffend deuten Studien auf den Einfluss von pränatalem mütterlichen Stress auf die gesamte kindliche Entwicklung einschließlich der Entwicklung des Nervensystems, der Stressvulnerabilität, emotionaler Regulationsfähigkeiten, behavioraler Eigenschaften, motorischer und kognitiver Fähigkeiten und des Risikos Pathologien zu entwickeln.
Für die Vermittlung werden auch hier epigenetische Mechanismen angenommen. Eine Vielzahl epigenetischer Studien am Menschen haben neben mütterlicher Schadstoffbelastung, Ernährungsbedingungen und Substanz- bzw. Medikamenteneinnahme die Belastung durch mütterlichen Stress untersucht. Das Forschungsfeld entlang pränataler ungünstiger Bedingungen, epigenetischer Signaturen und psychischen Auswirkungen ist immens. Eindeutig ist, dass pränataler Stress sowohl epigenetische Signaturen des Gens für den Glucocorticoidrezepter, die Physiologie der Stressachse als auch das Verhalten beeinflusst. Diese Befunde bezeugen eine eindrückliche Anpassungsfähigkeit des menschlichen Organismus und lassen das dementsprechende Ausmaß der Auswirkungen positiver Erlebnisse erahnen. So hinterlassen Schwangerschaft und intrauterine Lebenszeit ihre Spuren im Sand von Stress und Angst und zugleich von Liebe und Freude und der Kraft gemeisterter Herausforderungen.
Referenzen und mehr dazu finden Sie in dem Artikel "Von der Empfängnis bis zur Geburt" unter dem Menüpunkt Artikel sowie dem dort genannten Buchkapitel "Traces of the invisible world of becoming - Epigenetic correlates of prenatal psychology".